Im Mittelpunkt des internen Teils der Versammlung stand der Tätigkeitsbericht des Vorsitzenden Jean Jaques de Chapeaurouge. Ein halbes Jahr vor der Bürgerschaftswahl hat er die Aktivitäten des Senats in der nun fast abgeschlossenen Legislaturperiode bewertet.
Begrüßenswerte Projekte sind aus seiner Sicht das inzwischen überwiegend fertiggestellte Rathausquartier, die Planungen für das Kontorhausviertel und für den Neuen Jungfernstieg. Er hob hervor, dass alle drei Projekte als BIDs organisiert sind und somit die Immobilienwirtschaft Taktgeber der Planung war. Aufgrund ihres kooperativen Ansatzes und der Einbindung der Anlieger sollten nach seiner Auffassung diese erfolgreich gesteuerten Projekte ein Handlungsmuster für die rein städtischen Planungen sein.
Kritisiert hat Herr de Chapeaurouge vor allem den städtischen Fokus auf die Verkehrsprojekte wie die Verkehrsberuhigung des Jungfernstiegs und der Steinstraße. Bei beiden Projekten hätte sich der Trägerverbund erfolgreich für die Interessen der gewerblichen Wirtschaft eingesetzt und Verbesserungen für die Belieferung, Begrünung und die Gestaltung der öffentlichen Räume erreicht. Das gilt auch für die sog. Domachse, das ist die Verbindung zwischen Jungfernstieg und Überseequartier. Hier hätte der Vorstand erreicht, dass eine Vielzahl von sog. Ad-Hoc-Maßnahmen durch die Stadt umgesetzt werden, die bis zur endgültigen Umgestaltung der Domachse die Menschen auf dieser wichtigen Verbindung zwischen der Hafencity und dem traditionellen Teil der Innenstadt leiten sollen. Er wies darauf hin, dass Vorstand und Geschäftsführung des Trägerverbunds bei der weiteren Planung von der Stadt eng einbezogen werden. Insgesamt habe sich die Stadt zu sehr auf die Verkehrsmaßnahmen konzentriert. Der Städtebau sei dabei zu kurz gekommen.
In der Bilanzierung dürften aber auch die vielen Projekte, die für diese Legislaturperiode vom Senat angekündigt waren, deren Planung aber offenbar ins Stocken geraten sei oder von der man gar nichts mehr gehört habe, nicht fehlen: die Umgestaltung der Kurzen und Langen Mühren, die Planungen für das Gertrudenviertel, die Umgestaltung des Hopfenmarkts inklusive des Neubaus eines archäologischen Museums und schließlich die Flächensuche für das Naturkundemuseum und das Haus der Digitalen Welt. All das seien begrüßenswerte Vorhaben, die der Innenstadt gut zu Gesicht stünden und mit ihrer Anziehungskraft viele Menschen in die Innenstadt locken würden.
Die mangelhafte Sicherheit und Ordnung insbesondere im Bereich des Drob Inn kritisierte Herr de Chapeaurouge. Nach wie vor sei trotz der begrüßenswerten Aktivitäten der Stadt die Situation im Umfeld des Hauptbahnhofs sehr unbefriedigend. Dazu habe es auch schon ein erstes Gespräch mit der Sozialsenatorin gegeben.
Zur Verkehrspolitik hat Herr de Chapeaurouge deutlich gemacht, dass der Trägerverbund die Mobilitätswende grundsätzlich für eine moderne Großstadt wie Hamburg für angemessen erachte. Allerdings sei dabei die Erreichbarkeit der Innenstadt für alle Verkehrsteilnehmer, insbesondere auch für den nach wie vor bei rd. 30 % liegenden Anteil der Autofahrer weiterhin zu gewährleisten. Insbesondere kritisierte er die mangelhafte Berücksichtigung der Interessen der gewerblichen Wirtschaft bei der Umsetzung der verkehrlichen Maßnahmen in der Innenstadt und in deren Umfeld. Er wies darauf hin, dass die Erreichbarkeit der Innenstadt für den Vorstand auch zukünftig eine wichtige Rolle im Dialog mit der Stadt spielen werde. Dazu gehöre auch, sich für ein besseres Baustellenmanagement einzusetzen.
Mit Blick auf die Wahl im nächsten März forderte Herr de Chapeaurouge angesichts der vielen privaten Investitionen für die neue Legislaturperiode mindestens weitere 50 Mio. Euro, die diesmal aber ausschließlich in den Städtebau, insbesondere in Plätze und Wege investiert werden sollten. Neben den zusätzlichen städtischen Investitionen werde sich der Trägerverbund für mehr Ressourcen in der Planungs- und Genehmigungsverwaltung, für mehr Kooperation mit den privaten Stakeholdern, für mehr Sicherheit und Sauberkeit und für mehr Rücksicht auf die Innenstadtwirtschaft bei der Umsetzung der Verkehrswende einsetzen.
Der öffentliche Teil der Mitgliederversammlung wurde mit einem Grußwort von Frau Senatorin Karen Pein eröffnet. Im Mittelpunkt dieses Teils der Mitgliederversammlung stand der Vortrag von Nikolas Müller, Head of Real Estate Management Institute EBS Universität für Wirtschaft und Recht, der aufzeigte welche Möglichkeiten die Digitalisierung der Standortentwicklung bietet.